Ja zur Ehe für gleichgeschlechtliche Paare?
Moderiert hat Daniel Dittmar, Vorsitzender der CDU Neu-Tempelhof und BVV-Mitglied, die Einleitung übernahm der Vorsitzende der CDU Lichtenrade, Dr. Jan-Marco Luczak, MdB. Luczak nannte einen Rücklauf von bisher knapp 4.000 Antwortbriefen, womit fast ein Drittel der 12.500 Berliner CDU-Mitglieder abgestimmt hätten. Ausgezählt wird am 24. Juli, neun Tage nach dem Befragungsende am 15. Juli. Dieser zeitliche Puffer wurde wegen des Poststreiks eingebaut.
Diskutiert wurde dann weitgehend ruhig und sachlich, viele Argumente wurden ausgetauscht und Fragen aufgeworfen:
Pro:
Eingetragene Lebenspartnerschaft ist diskriminierend: Wer bei Familienstand „verpartnert“ angibt, outet sich automatisch als homosexuell
Bei Unfällen oder Krankheit im Ausland gibt es oft Probleme, wenn dort Eingetragene Lebenspartner kein Auskunftsrecht wie Eheleute erhalten
Contra:
das Bundesverfassungsgericht (BVG) urteilte 1993, dass die Ehe zwischen Mann und Frau privilegiert ist – das wurde bisher nicht revidiert, d.h. die Ehe-Öffnung ist nur durch eine Grundgesetzänderung möglich
Rechtlich gleichberechtigt zu sein heißt nicht, gleich zu sein → Wer gleiche Rechte hat, braucht nicht auch noch die Bezeichnung „Ehe“
Pro:
Seit '93 hat sich viel geändert, z.B. aktuelles BVG-Urteil: Adoption ist inzwischen auch für Homosexuelle möglich (niemand hat ein Recht auf Adoption, aber das Kind hat ein Recht auf die bestmöglichen Eltern)
Füreinander Verantwortung übernehmen ist ein konservativer Wert → wenn Homosexuelle heiraten wollen, haben die Konservativen einen Kulturkampf gewonnen
Zur Ehe-Öffnung sind beim BVG mehrere Klagen anhängig – die Urteile werden bis Ende 2016 erwartet und vermutlich die Ehe öffnen
Contra:
Die Ehe zwischen Mann und Frau ist von Natur aus privilegiert, weil nur in dieser Verbindung Kinder gezeugt werden können
18 Mio. Ehepaaren mit Kindern stehen nur 50.000 bis 60.000 Eingetragene Lebenspartner gegenüber, das rechtfertigt keine Ehe-Öffnung
Pro:
Ehe muss auch die gesellschaftliche Realität abbilden, und die hat sich in den letzten 25 Jahren geändert
Laut BVG sind Familien auch Homosexuelle mit Kindern
Die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare mindert in keiner Weise die heterosexuelle Ehe oder das Kinderkriegen in Hetero-Ehen
CDU sollte nicht immer erst auf Urteile warten, sondern vorangehen und gestalten
Selbst der Supreme Court in den USA hat die Ehe geöffnet
Contra:
Wenn die Ehe-Öffnung kommt, werden Grundwerte aufgeweicht
Woher kommt die Debatte – vielleicht nur dem Zeitgeist geschuldet?
Warum wird plötzlich so forsch und dringlich debattiert?
Die Gesellschaft sollte das Thema debattieren und nicht das BVG
die biblischen Aussagen zur Homosexualität sollten beachtet werden
Pro:
Auslöser der Debatte war Ende April die Entscheidung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg, ab 2016 auch gleichgeschlechtliche Paare zu trauen → das Ja der Volksabstimmung in Irland wirkte dann wie ein Katalysator
Gerade die C-Partei muss die Debatte aufnehmen
bis zu zwei Drittel der Unions-Anhänger sind laut Umfragen für die Ehe-Öffnung
Contra:
0,3% gleichgeschlechtliche Paare sind zu wenige
Will man die Ehe mit der Öffnung entwerten? Aufgewertet wird sie sicher nicht.
Die Ehe für Homosexuelle könnte ein Türöffner sein für die Ehe für alle (Polygamie und Inzest)
Pro:
Wenn zwei Menschen füreinander Verantwortung übernehmen wollen, ist das doch DER Wert schlechthin – egal, ob hetero- oder homosexuell
Contra:
Basis für die Ehe ist nicht Verantwortung, sondern Kinderzeugung
eine Minderheit drängt der Mehrheit eine Diskussion auf
Homosexuelle wollen z.T. schon Kinder in der Schule indoktrinieren
Pro:
Es geht um die standesamtliche Ehe, und die ist ein reiner Verwaltungsakt
Gesellschaftliche Veränderungen: Frauen sind nicht mehr wie früher abhängig von ihrem Mann, das Kindeswohl ist gleichberechtigt mit dem der Eltern
Bei Ehen liegt die Scheidungsrate (2001-2013) im Schnitt bei 36 Prozent, bei Eingetragenen Lebenspartnerschaften nur bei 10 Prozent
Niemand soll oder kann zur Homosexualität bekehrt werden, auch nicht durch die Ehe-Öffnung
gerade in stark katholisch geprägten Ländern wie Spanien und Irland ist die Zustimmung heute groß
Gleichheits-Grundsatz: Mit welchen Argumenten dürfen Homosexuelle von der Ehe ausgeschlossen werden?
Bei der Heirat wird niemand nach der Kinderplanung gefragt
Füreinander Einstehen ist ganz und gar im Sinne der CDU und der Gesellschaft
Contra:
Heterosexuelle Ehen sind nicht per se problembeladen
Warum muss das Institut Ehe infrage gestellt werden?
Zum Abschluss bedankte sich Daniel Dittmar für die sachliche Diskussion, die gezeigt habe, dass die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ein Querschnittsthema sei. Mit Spannung werde jetzt auf das Ergebnis gewartet.